Kompositionstechniken von UROŠ ROJKO am Beispiel von MOLITVE für Viola und Akkordeon – Musik in Baden-Württemberg – Jahrbuch 2011

von Janina Rüger

Der in Karlsruhe lebende Komponist Uroš Rojko entwickelte in den vergangenen
Jahrzehnten in Auseinandersetzung mit verschiedensten Besetzungen und
Instrumentenkombinationen eine einzigartige Klangsprache, die seinem Werk
außergewöhnliche Ausdruckskraft verleiht. Als eindrucksvolles Beispiel seiner
auf profunder Kenntnis der Instrumente beruhenden Kunst, den klanglichen
Reichtum von Besetzungskonstellationen in allen gestalterischen und technischen
Möglichkeiten auszureizen, sei hier sein Molitve-Zyklus für Viola und
Akkordeon vorgestellt, der wesentliche Züge der Kompositionstechnik Rojkos
zu erkennen gibt.
Das Gebet, slowenisch Molitve, ist eine vielgestaltige Form der Zwiesprache
mit einer Gottheit. Es kann ein sehr subjektives Ereignis sein, in dem
der Betende in sich versunken seine ganz persönliche Anrufung seines Gottes
erlebt. Ebenso kann es in ritualisierter Form Teil eines Gottesdienstes sein, wobei
dem subjektiven Teil objektive, zeremonielle Teile hinzugefügt werden. Ein
meditativer Aspekt des Gebetes ist jegliche Form von Wiederholung, die durch
eine Art des In-sich-Kreisens einen kontemplativen Zustand hervorrufen kann.
Dies haben Gebete westlicher Religionen sicherlich mit einzelnen Elementen
des Zen gemein, deren Ziel keine progressiv fortschreitende Entwicklung, sondern
eben die Emanzipation des Augenblicks, der Zeitlosigkeit sein kann. Die
Beschäftigung mit Elementen des Zen1 ist Rojkos Lehrer Klaus Huber und seinem
Studienkollegen Toshio Hosokawa gemeinsam. Daher kann man wohl annehmen,
dass auch Rojko mit den Prinzipien fernöstlicher Philosophie vertraut
ist, auch wenn er selbst nicht explizit in seinem Werk und seinen Texten darauf
eingeht.
Kompositionsprinzipien, die zu betrachten sein werden, sind zum einen der
Kreuzkanon,2 eine Technik die in Rojkos Werk eine besondere Rolle spielt, die
Heterophonie, die als Kompositionstechnik auf die Möglichkeit verweist, dass
eines der angestrebten Ideale Rojkos der Einklang als perfekte Harmonie und

Der vollständige Artikel ist in ‚Musik in Baden-Württember – Jahrbuch 2011‘ erschienen.

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