Bereits zum vierten Mal trafen sich Akkordeonlehrer aus Italien, Deutschland und Österreich zum Internationalen Akkordeonsymposium, dieses Mal in Neu-Isenburg (D). Gastgeber war die örtliche Musikschule, die Organisation übernahm Christa Sehring. Das Gesamtziel war auch beim heurigen Treffen, Wege und konstruktive Umwege vom Anfänger zum Konzertpodium aus unterschiedlichen Positionen aufzuzeigen.
Ivano Paterno vom Conservatorio Castelfranco in Veneto referierte über den englischen Concertina Virtuosen Giulio Regondi, der im 19. Jahrhundert auf seinem Instrument eine anerkannte Meisterschaft erreichte. Seine pädagogische und künstlerische Produktion belegt einen Anspruch an Spieltechnik und Interpretation, die in diesem frühen Stadium der Entwicklung der Harmonikainstrumente nachfolgende Generationen insbesondere unseres Jahrhunderts geradezu ambitionslos erscheinen lassen. Erstaunlich auch die instrumentale Bewältigung vermeintlich nachteiliger Tonanordnungen dieses heute fast vergessenen Instrumentes.
Hans Maier von der Musikhochschule Trossingen beleuchtete mit den „Number Pieces“ die späte Schaffensperiode von John Cage aus unterschiedlichsten Perspektiven: Fragen der Kompositionsweise, Harmonik und Musikanalyse ebenso wie kulturhistorische, aufführungspraktische und philosophische Fragen.
Volker Rausenberger von der Musikschule Freiburg stellte in seinem Vortrag einen Vergleich zwischen musikalischer Notation und der Analyse grafisch abstrakter Zeichen und Bilder an. Wassily Kandinskys theoretisches Werk „Punkt und Linie zu Fläche“ liefert eine fundierte Basis dazu und stellt einen direkten Bezug zur Musik her, den man im umgekehrten Weg zur grafischen Darstellung musikalischer Strukturen verwenden kann. Damit eröffnet sich eine anschauliche Möglichkeit zur analytischen und interpretatorischen Methodik für Akkordeonschüler.
Janina Rüger aus Stuttgart bot einen Überblick über den aktuellen Stand des E-Learnings und seinen möglichen Einsatz im Unterricht. Über das Angebot an Musikkunde am Computer, multimedialer Aufbereitung von Komponistenbiographien, Datenbanken zu unterschiedlichen Musikstilen und der didaktische Sinnhaftigkeit entstand eine kontroversielle Diskussion.
Patrizia Angeloni vom Conservatorio di Latina referierte über die Vorgänge im Gehirn des Musikers beim Lernen und Spielen von Musik. Ein Plädoyer für die Achtsamkeit gegenüber kinästhetischen, psychologischen, sensorischen und physiologischen Erfahrungen. Harald Pröckl vom Tiroler Landeskonservatorium beleuchtete in etwa das gleiche Thema aus der Sicht der Sportwissenschaften und berichtete von zahlreichen Erkenntnissen zum Bewegungslernen, zur Trainingslehre und Kinästhetik und zum Schnelligkeitstraining. Diese werden Basis für Übungen für das Akkordeonspiel sein.
Eine umfangreiche Noten- und CD-Ausstellung des Augemus Verlags sowie Unterrichtsmaterialien der Teilnehmer des Symposiums ergänzten auf dem „Marktplatz der Ideen“ die Vorträge. 2014 findet das Symposium wieder in Italien statt, 2015 in Innsbruck
Harald Pröckl